SANFTE ARBEIT ist eine Onlineplattform des Ensembles Artmann&Duvoisin. SANFTE ARBEIT gibt der Schreibpraxis unseres Ensembles und weiterer Kollaborateur:innen zunächst für die Jahre 2023 – 2025 einen Ort. Hier denken wir in Alltagserzählungen und choreografischen Skizzen darüber nach, wie die Strukturen unserer Arbeit in unser Zusammenleben hineinwirken. Die Plattform ist für uns ein Werkzeug zum gemeinsamen Schreiben aus verschiedenen Prozessen heraus und ein öffentlicher Ort für unsere alltagsdokumentarischen und bewegungsbeschreibenden Aufzeichnungen.
Derzeit beherbergt SANFTE ARBEIT unser Schreiben zur Produktion “Service und Gefühl”, die Mitte April im tanzhaus nrw Premiere haben wird, sowie zum “Labor Arbeit und Liebe”, in dem wir gemeinsam mit Menschen aus versorgenden Berufen in einer Bewegungs- und Schreibwerkstatt die verschiedenen Weisen von Arbeit an eigenen Gefühlen und deren anderer untersuchen, die unsere jeweiligen Tätigkeiten erfordern.
Für ”Service und Gefühl” beobachten wir unsere eigenen Arbeitsalltage als Performer:innen unter der Fragestellung, wo und wie unsere Empfindung zur Dienstleistung wird, wo wir uns mit unserer Gefühlsarbeit identifizieren und wo wir uns darin fremd werden. Wir entwerfen Scores, Kunstfiguren und fiktionale Situationen, um uns mit unserer eigenen Professionalisierung von Gefühl auseinanderzusetzen.
Im “Labor Arbeit und Liebe” gestalten wir einen gemeinsamen Schreib- und Bewegungsprozess zwischen Künstler*innen und Menschen in versorgenden Tätigkeiten. Dazu treffen wir uns alle zwei Wochen Montagabend im Bürgerzentrum Deutz, um uns über die verschiedenen Szenarien, Zustände und Formen von Gefühlsarbeit als Service auszutauschen. Wir sammeln Handlungsanweisungen und alltagsdokumentarische Ansätze auf der Suche nach Formen des kollektiven Schreibens. An dieser Stelle wird SANFTE ARBEIT zu einer Plattform für Menschen in versorgenden Berufen, die ihren eigenen Alltag künstlerisch reflektieren.
SANFTE ARBEIT entstand in Zusammenarbeit mit der Grafikerin Ondine Pannet und dem Digitalstudio frankaflux. Die Entwicklung der Plattform wurde gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste.
- 12.03.23
Das erste Mal in den Studios des Ballettensembles. Die Wände aus hellem, glatten Beton, lichtdurchflutetes Foyer, Pflanzen, raffinierte, geschmackvolle Couchlandschaften.
D, der Chief Choreographer, der mich zur Begrüßung umarmt, sagt später: The architect has done a terrific job. Er ist der smootheste aller operators.
- 12.03.23
- 12.03.23
Platziere zwischen deinen beiden Händen das letzte eigene Gefühl, das du bewusst bearbeitet hast.
Übersetze deine Arbeit an diesem Gefühl in Handarbeit. Sei präzise damit, was du hier bearbeitest: Ist es totes oder lebendiges Material? Kannst du es mit bloßen Händen anfassen und bearbeiten, brauchst du Werkzeug oder Handschuhe?
- 12.03.23
Mein Fahrrad-Alptraum, auf dem Weg zur Probe: Dass jemand mich im Publikumsgespräch fragt, was eigentlich mein Part ist als weiße, able-bodied cis-Frau in diesem diversen Ensemble. Meine zurechtgelegte Körperlichkeit und Antwort:
Ich lache freundlich. Ich sage: Ich habe auf diese Frage schon gewartet, was aber nicht heißt, dass ich jetzt eine gute Antwort darauf hätte.
- 03.03.23
Make/machen: Machtausübung. Lust an der Machtausübung, jemand etwas fühlen zu lassen.
Warum Fiktion? Weil wir dann keine Angst vor der Öffentlichkeit haben müssen.
Warum Nacherzählung? Eine Rückversicherung, dass meine Gedanken eine Ursache in der Wirklichkeit haben. Meine verzwickten Gedanken sind anhand einer auf der Handlungsebene intensiven Wirklichkeit plausibler zu erzählen.