Was an dir ist eigentlich nicht (mehr) zu verwerten?

Wenn ich nicht schnell genug damit war, ein neues, extremes, besonderes Gefühl aufzuzeichnen, wenn das Gefühl vorbei ist, ist es nicht mehr zu verwerten. Was ich da dann in diesem Zustand gedacht habe, kann ich nicht mehr wiedergeben. Etwas, das seinen Wert vor allen Dingen aus seiner Aktualität zieht, ist nicht mehr zu verwerten, wenn es nicht mehr aktuell ist oder zumindest seine Aktualität konserviert hat, indem es sich selbst aufgezeichnet hat. Etwas, das seinen Wert vor allen Dingen aus seiner Subjektivität zieht, ist nicht mehr zu verwerten once the subject has moved on.

Diese Frage irritiert mich so, weil ich doch denke, an mir ist alles zu verwerten, zumindest im comedic sense.

Ein Satz, der zu oft ohne weitere Erklärung verwendet wird, zum Beispiel: Love is an unlimited resource, ist nicht mehr zu verwerten, weil sich niemand mehr für ihn zuständig fühlt und weil jede*r irgendjemanden hasst, der*die diesen Satz schon mal gesagt hat. Weil er auf jeden Fall schon mal von den Falschen gesagt wurde.

Die Johannisbeeren, die unsere Nachbarin mir gegeben hat, aus dem Garten ihres Bruders, die schon als sie sie mir überreicht hat, in einer Ecke der wiederverwendeten Speiseeisbox schimmlig waren, die ich dennoch in unser Gefrierfach gestellt habe und seitdem über das Fortschreiten des Schimmels im Eis nachdenke, sind nicht mehr zu verwerten.

Ein Gefühl, das noch da ist, das aber keine neuen Gedanken mehr produziert, ist nicht mehr zu verwerten.