Das erste Mal in den Studios des Ballettensembles. Die Wände aus hellem, glatten Beton, lichtdurchflutetes Foyer, Pflanzen, raffinierte, geschmackvolle Couchlandschaften.

D, der Chief Choreographer, der mich zur Begrüßung umarmt, sagt später: The architect has done a terrific job. Er ist der smootheste aller operators. Aber alle sind ohne Ausnahme sehr gewandt, äußerst zuvorkommend. Ich stelle meine Fragen in dem Bewusstsein, dass mein Ton vergleichsweise direkt und beinahe grob ist. Gleichzeitig muss ich fragen, weil ich, was hier zugunsten eines weichen Tonfalls nur implizit verhandelt wird, einfach nicht weiß und deshalb noch einmal in aller Klarheit gesagt brauche.

Ich frage: Do I understand this correctly that we need to tell the costume department about our needs before we know who will wear the costumes?

Now, if we come to watch the rehearsals or training we will have a chance to get an impression of the dancers, but they will not have a chance to get to know us, and I don’t assume that all 44 are open to participate in this project?

Es stellt sich heraus: Wir können uns die Tänzer*innen einfach aussuchen. Wir können sagen, die, die und die, und dann bekommen die Tänzer*innen einen Zettel, da steht drauf, wann sie für welches Projekt proben. Wenn wir wollen, – I am sure we can learn a lot from you here – dann können wir sie auch fragen, ob sie darauf Lust haben. Das kommt auch vor, dass Choreograf*innen das machen. Aber erstmal gehen wir (D) davon aus, dass die Tänzer*innen ein Commitment zur Company haben und demnach bereit sind, jedes Projekt mitzumachen. Dafür werden sie bezahlt.

N, Tänzer in der Company unterstreicht das nochmal: it is very usual. So – feel comfortable.

Ich lese in den direkten Blicken von D, dass meine Frage ein Affront war und werde später erst verstehen, in welcher Weise.

D ist wichtig, dass die Verantwortlichen der koproduzierenden Häuser, ihn eingeschlossen,irgendwann gehen so you can speak more freely. Ein Choreograph aus der free scene, sagt: I don‘ t mind you staying und D erwidert, well, I am not signing your paycheck.

It is very usual, so feel comfortable: D ist weg und O erzählt, dass er doch oft Stücke tanzt, deren Prozess ungenießbar ist und die Shows ihm keinen Spaß gemacht haben. Deshalb will er jetzt eine Arbeit machen, in der die Tänzer*innen Spaß haben. Alle sollen in Lachen ausbrechen. A big group of people representing society.

Ich frage ihn, ob er sich vorstellen kann, mit non-professional dancers, dancers of different backgrounds zu arbeiten und er antwortet, I would be more than happy to work with you, really any dancer who can learn the steps.

Ich habe zuvor mühevoll etwas über working on your feelings as a craft erzählt, nur dieses Wort, craft, ist mir nicht eingefallen.

N: Something that you don’t know yet: This is a company of really great people, everyone of them. They would be delighted to join. Da verstehe ich, dass ich mit meiner Frage, ob die Tänzer*innen eine Chance haben, herauszufinden, worum es in unserer Arbeit geht, den Arbeitsethos, eigentlich die ganze Persönlichkeit der Tänzer*innen beleidigt habe. Ich versuche zu erklären: As a freelancer I read open calls and to half of them I don’t apply because I am not interested in the topic.

Einen Moment habe ich das Gefühl, unsympathisch geworden zu sein.

I am sure we can learn a lot from each other.