Du schaust dir innerhalb einer Woche vielleicht zwanzigmal, innerhalb dieses Tages vielleicht zehnmal die Final Scene von der Tribüne aus an. Ich habe den Luxus deines Blicks auf mir bei meinem Monolog, den ich sonst an ein abwesendes Publikum richten müsste. Ich stürze immer wieder seitlich an dir vorbei, rufe: This one is about me, I , I, it’s about me, I accept my transformation. I look down on my belly and I see a bird’s belly. I look at the others, their long necks, their sharp beaks, I hear and I understand their call, I wanna go, I wanna follow, I leave my mother to her lake of tears and I leave my prince in the comfort of his weapon, hier eine Umarmung, die in das Halten einer Waffe übergeht, die ich so zärtlich und subtil auf dich richte, dass ich das Brachiale dieser Geste akzeptieren kann. I am both the same and the other and I dive into the lake. Dann viele Male so spektakulär abtauchen, wie ich es kann in die kleine Stuhlgruppierung hinein.

Auf meinen Knien dir zuzwinkernd: Der Mann und das Tier testen die Kraft ihrer Liebe. It is very strong, it is even eternal and yet unterliegt sie der Gewalt. Es bleibt die Hoffnung auf ein queeres Jenseits. Hier geht es mit der Musik unterschiedlich aus, manchmal knie ich dann vor dir und habe eindeutig das gute Timing für diesen gewichtigen Satz verpasst, zeige dir an, so war das nicht gedacht, lächle dir kollegial zu, rutsche also zwischen dir als Performerin des großen Publikums und privater Zeugin des Probenprozesses hin und her, und zwischen mir als on-stage-Performerin und Komplizin, schlechte Schülerin, indiskrete dich Einweihende. Ich entwickle mehr und mehr eine Weise, dieses Stück für dich zu performen und ich behaupte auch für dich, dass um dich herum noch andere sitzen würden, die ich auch anschaue und einweihe.

Du schaust mich offen, amüsiert, mitfühlend, zurückhaltend an.

Der Witz mit dem schwierigen Mann im Schlafanzug, überhaupt mein schnelles, engagiertes Sprechen: Ob du es rückhaltlos magst, das weiß ich nicht, aber etwas davon landet bei dir. Später wird es einen kalten Wechsel für mich geben, wenn ich meinen glitzernden, selbstbegeisterten Monolog vor den behäbigen Herren mit den verschränkten Armen tanze, vor der Frau mit der Hörbehinderung, die vor allen Dingen versucht, die Dolmetscherin hinter mir zu sehen.

Zweimal sagst du was zu mir. Einmal sagst du: Kann es sein, dass du viel mehr übst als die anderen? Ich sehe irgendwie immer nur dich deinen Text üben und den Raum ablaufen. Darauf weiß ich gar nichts zu sagen. Ich habe das Gefühl, eigentlich nie zu üben, aber die Gewohnheit, irgendeine Art von Umtriebigkeit zu performen. Dass du diese Umtriebigkeit siehst, macht, dass ich denke, du siehst mich, und dass du sie gleichzeitig nicht enttarnst, macht, dass ich mich in deinem Bild von mir sicher fühle.

Das andere Mal sagst du mir, du willst mir sagen, dass dich mein Monolog berührt., Ich lache mit dir über die unzähligen Wiederholungen, in denen du die Szene siehst, du sagst, du findest das mit dem queeren Jenseits so gut und so traurig, du bist froh, dass dieser Text vorkommt, weil es so wichtig ist, ich umarm dich kurz und merke, das war jetzt zuviel.